Bei Romeo und Julia arbeitet ihr erstmals zusammen. Was zeichnet Eure Zusammenarbeit aus?
Günther Fiala: Ich glaube, wir sind sehr ehrlich miteinander. Gleichzeitig verstehen wir jeweils auch etwas vom Fachgebiet des anderen.
Benedikt Karasek: Wir hören zu, was der andere denkt oder sagen will und finden immer einen gemeinsamen Weg der Arbeit und Kommunikation. So greifen dann auch Musik und Text sehr gut ineinander. Das zeichnet uns aus.
Die Geschichte von Romeo und Julia ist absolute Weltliteratur. Ihr wollt diese allerdings in einigen Aspekten neu aufrollen. Könnt ihr uns dazu ein bisschen mehr verraten?
Benedikt Karasek: Zu viel vorgreifen, wollen wir natürlich nicht. Romeo und Julia ist ein Stück Weltliteratur, mit unterschiedlichsten Umsetzungen, ausgehend von Shakespeare. Wir versuchen jetzt, das Stück im 21. Jahrhundert ankommen zu lassen. Damit meine ich nicht, dass wir Romeo & Julia nach 2021 setzen. Aber die Erzählstrukturen und Figuren im Theater haben sich durchaus verändert. Julia beispielsweise wird eine sehr starke Frauenfigur, die ein konkretes Ziel verfolgt. Unser Stück wird sich nicht nur um die Liebesgeschichte drehen. Wir versuchen etwa auch zu erzählen, wie dieser Zwist der beiden Familien entstanden ist.
Mit Romeo & Julia bringt der Musicalsommer Winzendorf erstmals eine Uraufführung auf die Bühne, ihr schreibt zusammen Musik und Text. Benedikt, Du kennst die Bühne sehr gut. Macht es das besonders reizvoll, bereits ein klares Bild der Inszenierung vor Augen zu haben?
Benedikt Karasek: Definitiv. Der Reiz für Winzendorf zu schreiben, ist sehr groß. Was absolut tricky ist, ist, die Übergänge und Umbauten mitzudenken. Wie viel Zeit braucht es, um von der einen Szene in die andere zu gelangen? Ich kann beim Schreiben bereits mitdenken, wo welche Szene stattfindet. Welche Möglichkeiten habe ich? Was passiert, wenn ich zwei Szenen parallel laufen lasse? Einerseits ist das sehr herausfordernd, andererseits bereitet das auch große Freude.
Günther, du kommst ursprünglich aus Pottenstein an der Tristing in NÖ. Wie hat dein Aufwachsen in Niederösterreich am Land deine Musik geprägt?
Günther Fiala: Genau, ich bin in Pottenstein aufgewachsen. Dort war ich 15 Jahre lang Teil einer Jugendtheatergruppe. Ich habe mit 13 begonnen und dann jedes Jahr ein Musical geschrieben. Das war also learning by doing. Parallel bin ich in die Musikschule gegangen und habe zuerst Klavier, dann auch Cello im dortigen Symphonieorchester gespielt.. Ich habe versucht, alles an Musik aufzusaugen, was ich konnte, sei es Musical oder Filmmusik. Mittlerweile wohne ich in Krems an der Donau und komponiere professionell. Aber ich zehre immer noch von diesen Erfahrungen meiner Jugend.
Benedikt, als Drehbuchautor hast du schon zahlreiche Musicals verfasst, widmest dich mit Romeo & Julia aber das erste Mal einem Stoff der Weltliteratur. Was reizt dich an dieser Geschichte und was macht für dich, oder euch, das besondere Flair von ROMEO & JULIA - DAS MUSICAL! aus?
Benedikt Karasek: Ernest Hemingway hat das einmal gesagt: Klassiker sind Bücher, die alle loben, aber niemand gelesen hat. Ich glaube, auch William Shakespeare darf man kritisch betrachten, zumindest aus der heutigen Perspektive. Ich meine damit, dass man sich den Figuren liebevoll und mit Gespür aus der heutigen Zeit anzunähern versucht. Für mich ist es gerade reizvoll, so einen Stoff neu zu entdecken und zu schauen, was liegt da alles drinnen, was hat Shakespeare alles darin verpackt.
Könnt ihr uns einen ersten Eindruck vermitteln, was die Stimmung dieses neuen Musicals ausmacht? Wie kann man sich die Musik vorstellen? Wie klingt das Universum, das ihr da erschafft?
Günther Fiala: Viele denken bei Romeo & Julia automatisch an Balladen. Weil die Liebesgeschichte bei uns nicht die alleinige Handlung ist, ist auch die Musik sehr storygeprägt und vorwärtsgerichtet. Selbstverständlich verzichten wir nicht auf die Balladen, allerdings sind wir sehr darauf bedacht, dass sie die Geschichte nicht bremsen. Es geht uns sehr darum, in der Erzählung immer voranzuschreiten.
Die Musik geht gut ins Ohr – behaupte ich. Sie besitzt manchmal Renaissance-Klänge, allerdings eher eine Art „Pseudo-Renaissance“, die nicht komplett authentisch ist. Daneben habe wir auch Up-Tempo Nummern, immer mal wieder kombiniert mit klassischem Musicalsound.
Beide: Wir freuen uns darauf!